Rudolf II. († 1. November 1247) war Pfalzgraf von Tübingen und Vogt von Sindelfingen.
Familie
Er war der jüngere Sohn des Pfalzgrafen Rudolf I. von Tübingen und der Mechthild von Gießen, Erbtochter von Graf Wilhelm von Gleiberg. Er war verheiratet mit einer Tochter des Markgrafen Heinrich aus dem Hause von Ronsberg und der Udilhild von Gammertingen. Die beiden hatten folgende Kinder:
- Hugo IV. Pfalzgraf von Tübingen
- Rudolf II. der Scheerer, Graf von Tübingen in Herrenberg († 12. Mai 1277)
- Ulrich
- Mechthild oo Burchard II. Graf von Hohenberg († 14. Juli 1253 vom Blitz erschlagen); deren Tochter Gertrud Anna (* um 1225; † 16. Februar 1281) war die Gemahlin Rudolfs I. von Habsburg.
Leben und Wirken
Nach dem Tod seines Bruders Hugo repräsentierte Rudolf II. das pfalzgräfliche Haus. Er kommt ab 1224 in vielen kaiserlichen Urkunden als Pfalzgraf vor, während sein Bruder Wilhelm neben ihm sich bloß Graf schreibt. Rudolf II. war dem von seinen Eltern gestiftete Kloster Bebenhausen, wie aus mehreren Urkunden hervorgeht, wohlwollend gesinnt. Neben seinen Vater ist Rudolf II. derjenige Pfalzgraf von Tübingen, der am meisten in kaiserlichen Urkunden vorkommt, und zwar in Urkunden des schon in seinem 8. Jahre (1220) zum römischen König erwählten Heinrich VII., Sohns Friedrichs II., der die meiste Zeit in Italien zubrachte, während sein Sohn im Stammland Schwaben blieb, und später, nachdem er 1232 mit seinem Vater zerststritten war, alles aufbot, die schwäbischen Großen für sich zu gewinnen. Zu diesen scheint unser Rudolf auch gehört zu haben, wenigstens kommt er, den wir in 10 Urkunden des Sohnes treffen, in keiner einzigen des Vaters, und auch dann noch mit dem Sohne vor, als dieser offen gegen seinen Vater auftrat. Bei dem energischen Charakter Rudolfs II. ist anzunehmen, dass er, wie andere, die vieljährige Abwesenheit des Kaisers und das Bestreben des Sohnes, die schwäbischen Großen auf seine Seite zu ziehen, zur Erweiterung seiner Macht und zur Begründung einer möglichst freien Stellung benutzt haben wird.[1]
Pfalzgraf Rudolf II. und sein Bruder Wilhelm waren am 8. Januar 1224 bei Heinrich VII. in Worms, mit anderen Großen, dem Grafen Hartmann von Wirtemberg und einem Grafen von Dillingen, am 5. April 1227 in Oppenheim und am 1. Mai in Hagenau zusammen mit Hermann Markgrafen von Baden, Eberhard, Truchsessen von Waldburg, der sich als Vormund und Ratgeber Heinrichs VII. große Verdienste um Schwaben erworben hat. In demselben Jahr traf er Ludwig, den Herzog von Bayern und deutschen Reichsverweser und den Schenken Konrad von Winterstetten, der zugleich im Rat des jungen Fürsten saß. Am 23. Februar 1228 war er in Ulm mit den Herren zu Neuffen und dem Reichsmarschall Anselm von Justingen. Am 31. August 1228 erschien er mit dem Markgrafen von Baden, Heinrich, Grafen von Wirtemberg, einem Grafen von Dillingen, den oben genannten Räten, Konrad von Weinsperg als Zeuge in einer Urkunde, mit der Heinrich VII. die Privilegien des Klosters Adelber zu Eßlingen bestätigte, und in demselben Jahr und an demselben Ort in 4 Urkunden des Herzogs Ludwig von Bayern und Bischof Ekberts von Bamberg, unter anderem neben Hermann, Markgrafen von Baden, Ulrich und Eberhard, Grafen von Helfenstein, Eberhard und Otto, Grafen von Eberstein, Gottfried von Hohenlohe und den beiden Räten.[1]
Am 29. April 1231 war er auf dem glänzenden Reichstag Kaiser Friedrichs II. zu Worms mit vielen Bischöfen, Herzogen und Grafen, daunter Albrecht von Habsburg, Friedrich von Zollern, ein Graf von Eberstein. Rudolf stand dabei in der Rangordnung an der Spitze von 8 Grafen. Am 22. November 1231 waren er und sein Bruder Wilhelm mit dem Grafen Albert von Rottenburg (Hohenberg), Ulrich von Hefenstein und Eberhard von Walpurg bei Heinrich in Ulm. Zusamme mit seinem Bruder Wilhelm besiegelte er am 31. Dezember mit Konrad, Herzog von Teck, Hermann Markgraf von Baden und anderen eine Urkunde, die Heinrich dem Kloster Neresheim zu Wimpfen ausstellen ließ. Zum letzten Mal tritt er mit König Heinrich VII. am 4. Juni 1233 in Eßlingen neben seinem Bruder Wilhelm auf.[1]
Als Papst Gregor IX. 1235 die Fürsten des Reiches zu einem bewaffneten Zug ins Heilige Land aufforderte, um der bedrängten Kirche schleunigen Beistand zu bringen, erging auch an unseren Pfalzgrafen die Mahnung, und zwar ist er der einzige schwäbische Große, der in dem Mahnschreiben genannt ist. Ob er der Aufforderung des Papstes Folge geleistet hat, wissen wir nicht. Der Umstand, dass er von 1235 bis 1243 nicht erwähnt wird, könnte die Annahme einer längeren Abwesenheit wahrscheinlich machen. Auffallend erscheint es auch, dass in den Geschichtsbüchern keine Nachricht darüber enthalten ist, welche Stellung Pfalzgraf Rudolf II. in dem Kampf des Königs Konrad mit dem Gegenkönig Heinrich Raspe eingenommen hat, um so mehr als Schwaben teilweise der Schauplatz desselben war. Aus der Urkunde, die der päpstliche Legat zugunsten des Klosters Bebenhausen auf Bitte Rudolfs im Lager vor Ulm am 28. Januar 1247 ausstellte, dürfte indessen hervorgehen, dass er auf der Seite des Gegenkönigs gestanden hat.[1]